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Sichere Bindung

Wie geht das eigentlich?

Der Begriff „Bindung“ ist wohl einer DER wichtigsten Begriffe, denen wir auf unserem Weg der Elternschaft begegnen. Um eine sichere Bindung zu unseren Kindern aufbauen zu können ist es zunächst wichtig zu verstehen, wie Bindungsverhalten funktioniert und wie Bindung entsteht. 

Bindung erzeugt Freiheit

Nicht nur unsere Kinder zeigen Bindungsverhalten, sondern auch Mütter und Väter zeigen (intuitives) Verhalten, dass die Bindung zu den Kindern aufrechterhalten und fördern soll. Je nachdem, wie ausgeprägt und feinfühlig die Eltern dieses an den Tag legen, zeigen auch die Kinder ein entsprechendes Verhalten und passen sich dem Bindungsmuster der Eltern an. Das heißt im Klartext: reagieren Eltern empathisch auf ihre Kinder und bieten ihnen Nähe und Schutz wenn diese danach suchen, dann lernen diese Kinder, ihre Eltern als „sichere Basis“ kennen, zu der sie jederzeit zurückkehren können. Durch diese Gewissheit können sicher gebundene Kinder dann den Entschluss fassen, ihrer Neugier zu folgen und sich - Stück für Stück - von ihren Eltern entfernen um ihre Umwelt zu erkunden. "Sicher gebunden" zu sein heißt also nicht nur eine feste „Ver“-Bindung zu haben, sondern auch Freiheiten und Raum für Erfahrungen zu haben. 

Jedes Verhalten zeigt ein Bedürfnis an

Je nachdem, wie alt das Kind ist, zeigt es in unterschiedlichen Situationen unterschiedliche Formen von Bindungsverhalten. Dieses kann von weinen, schreien oder rufen bis hin zu festklammern, hinterher laufen, suchen oder fremdeln reichen und umfasst alle solche Methoden, die das Kind nutzt, um eine Trennung von der Bindungsperson zu verhindern und ihr nahe zu sein. Das Kind zeigt auf diese Weise sein Bedürfnis nach Schutz und seine Angst vor dem Alleinsein – gleichzeitig wird bei Mutter/Vater (im Optimalfall) das Bindungssystem aktiviert und das Bedürfnis des Kindes beantwortet. Nur durch eine möglichst prompte und empathische Reaktion der Bindungsperson kann das Kind diese Entwicklungsphase irgendwann hinter sich lassen und lernt, dass Mutter/Vater immer wieder zurückkommen und nie ganz weggehen. Es hat Vertrauen, fühlt sich in seinen Bedürfnissen wahrgenommen und in seinen Vorhaben unterstützt. Es hat keine Scham, sich den Eltern anzuvertrauen und kann voller Tatendrang und Mut sein, wenn es weiß, dass es jederzeit in den „sicheren Hafen“ zurückkehren kann.

Wir können vertrauen

Was man an dieser Stelle nicht vergessen darf ist der Aspekt, dass es auch in einer Beziehung, die durch eine sichere Bindung zueinander geprägt ist, immer wieder zu kleineren Brüchen kommen wird. Keine Beziehung kann ein Leben lang, in jeder Lebensphase, immer sicher gebunden sein. Wir müssen damit rechnen, dass Dinge passieren können, die unser Kind an uns zweifeln lässt (auch wenn wir das niemals wollten). Es kann sein, dass wir etwas länger auf der Toilette brauchen und unser Kleinkind sich in diesem Moment schon allein gelassen fühlt, oder das wir im Stau stehen und dadurch 10 Minuten zu spät zum Schulhof kommen. Das sind in den Augen Erwachsener oft nur Kleinigkeiten – für ein Kind jedoch eine gefühlte Ewigkeit.

Sichere Bindung ist stärker als man denkt

Oft lässt das Kind dann den angestauten Frust prompt mit unserem Auftreten raus - Ein Zeichen für die sichere Bindung. Denn bei uns können die Kinder ihre schlechte Laune raus lassen in der Gewissheit, geliebt zu werden. Dabei ist es immer beruhigend, dass eine sichere Bindung auch nicht an einem einzigen solcher Fauxpax scheitern wird. Was langfristig zählt, ist Zuverlässigkeit (nicht nur zeitlich gesehen) in Wort und Tat, Versprechen einhalten und die Bedürfnisse des anderen respektieren und ernst nehmen, sich selber konsequent und nicht willkürlich verhalten, fair bleiben, sich auch als Erwachsener mal entschuldigen und für einander da sein. Dann müssen wir keine Angst haben, Bindungsverlust zu erleiden. Wir können entspannt darauf vertrauen, dass die Bindung stark genug ist, und solche kleinen Unwägbarkeiten des Alltags locker aushält.

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