#EmbraceEquity
Seit mehr als 100 Jahren wird der internationale Frauentag begangen. Zunächst an einem anderen Tag, legten sich schließlich die Vereinten Nationen auf den 8. März als „Tag der vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden fest“.
Das offizielle Motto des diesjährigen Internationalen Frauentags lautet „#EmbraceEquity“ und kann sinngemäß übersetzt werden mit „Gleichstellung umarmen“ oder „Gleichberechtigung annehmen“.
Ein alter Hut, könnte man jetzt sagen.
Schließlich sind wir doch alle längst gleichberechtigt.
Außerdem gibt’s ja auch zunehmend mehr Jungs/Männer, die unter diesem Feminismus leiden. Ist es nicht irgendwann mal gut mit diesem übertriebenen Emanzen-Kram? Nein, es ist so lange nicht gut, bis auch im letzten Unternehmen Männer und Frauen für gleiche Leistung gleich bezahlt werden. Es muss so lange weitergehen, bis Väter problemlos und ohne Stigma in Elternzeit gehen können so lange sie wollen, bis jeder sich Kind-Krank-schreiben lassen kann ohne schnippische Kommentare zu bekommen, bis Väter und Mütter beim Kinderturnen, in Wartezimmern und in WhatsApp-Gruppen zu gleichen Teilen vertreten sind. Wenn 80% aller Familien in Sachen Elternzeit-Verteilung ähnliche Entscheidungen treffen und zurück in traditionelle Rollenmuster fallen – dann ist das keine individuelle Entscheidung Einzelner, sondern ein strukturelles/gesellschaftspolitisches Problem. Dann kann man nicht sagen: Wir sind doch längst gleichberechtigt „aber die Familien wollen es halt so“. Dann heißt das Problem „Patriarchat“. Dann werden diese Entscheidungen eben nicht frei getroffen, sondern weil es zu oft nicht anders geht.
Das (Patriarchat) ist es nämlich, was „EmbraceEquity“ im Wege steht.
Das ist es, was dafür sorgt, dass Care-Arbeit gesellschaftlich immer noch nicht genug Aufmerksamkeit hat, dass Arbeitgeber meinen, man könne Home-Office problemlos mit Kinderbetreuung kombinieren und das den Gender-PayGap noch immer aufrechterhält.
Und so lange das so ist lasse ich mich nicht abspeisen mit Rabatt im Blumencenter oder einer kostenlosen Yoga-Online-Stunde am 8. März. Ich will auch keinen Sekt im Kino geschenkt bekommen oder einen Termin bei der Fußpflege als „special Me-Time“ angedreht bekommen. Gratis Duftproben, Kosmetiktücher oder pinke Sparschäler könnt ihr euch sparen.
Ein selbstbestimmtes Leben in Würde
Gleichstellung wahrhaftig anzunehmen und zu leben würde bedeuten, dass meine Kinder in einer menschenfreundlichen Welt aufwachsen können, frei von Sexismus, Rassismus, Behindertenfeindlichkeit und anderen Diskriminierungsformen. Die feministische Utopie hinter dem Gedanken „EmbraceEquity“ will Menschen und Lebensrealitäten in all ihrer Vielfalt sichtbar machen. Schließlich würden nicht nur unsere Töchter, sondern auch alle Söhne dann ein selbstbestimmtes Leben in Würde und frei von Unterdrückung führen können. Patriarchale Gewalt, verstaubte Rollenbilder und gesellschaftliche (Geschlechter-) Erwartungen könnten endlich abgelegt werden. Und genau dafür, für unsere Kinder, ist es wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass wir dieses Ziel noch lange nicht erreicht haben.