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Triggerwarnung - Oder: Wieso streiten wir?

Streit. Er taucht immer wieder auf, raubt einem die Kraft und lässt einen mit einem faden Beigeschmack zurück. Es knallt, es wird laut, oder zu leise und hier und da rollen die Tränen. Selten fühlt man sich danach besser, noch seltener schafft man Probleme damit aus dem Weg. Aber warum eigentlich nicht?

Ja, Streit gehört dazu. Aber wieso gehen wir davon aus, dass es in einem Streit so richtig knallen muss? Wieso schreien wir, werden laut, oder gemein? In jeder menschlichen Beziehung kommt man an den Punkt, an dem für eine der Personen eine Grenze erreicht ist. Häufig wird das Gegenüber dann mit Vorwürfen oder Machtspielchen konfrontiert. Und zu oft weiß der- oder diejenige gar nicht, was eigentlich los ist.

Es lohnt sich, zunächst einmal einen Blick auf sich selbst zu werfen: Jeder Mensch erlangt im Laufe seines Lebens Erkenntnisse über sich selbst. Dies kann bei einem Kind beispielsweise der Glaubenssatz sein "Ich bin hilfsbereit", wenn Erwachsene dem Kind in einer entsprechenden Situation diese Charaktereigenschaft spiegeln. Es kann aber auch sein, dass das Kind aus dem unüberlegten Satz "Zieh jetzt endlich deine Schuhe an, oder bist du zu doof dazu?" den Glaubenssatz lernt "Ich bin doof". Wir alle haben eine ganze Bibliothek solcher Glaubenssätze in unserem Gehirn abgespeichert. Dazu zählen leider nicht nur positive Dinge, sondern auch zahlreiche unschöne und negative Sätze. All diese Überzeugungen, ob gut oder schlecht, formen unserer Charakter und prägen das Bild, das wir von uns selbst haben.

Wir alle haben Triggerpunkte

Das Gehirn merkt sich aber nicht nur die einzelnen Glaubenssätze, sondern verknüpft diese auch mit Emotionen. Das Kind, das gesagt bekommt, es sei immer so schrecklich ungeschickt, weil wieder einmal etwas Eis auf die Hose getropft ist, verknüpft mit dem Glaubenssatz "Ich bin ungeschickt" beispielsweise Enttäuschung, Traurigkeit, oder Wut über die unfaire Behandlung. Der Glaubenssatz "Ich kann gut rechnen" hingegen, wird im Gehirn des Kindes mit Stolz, Mut und Motivation verknüpft.

Es liegt nun aber in der Natur der zwischenmenschlichen Beziehung, dass wir früher oder später auf solche negativen Glaubenssätze des Gegenübers treffen. Man spricht dann von Triggerpunkten. Beispielsweise kann ein erwachsener Mann durch den Satz "Räumst du noch die Spülmachine aus?" getriggert werden, wenn er in seiner Kindheit den Glaubenssatz "Ich bin nicht hilfsbereit" gelernt und mit negativen Emotionen verknüpft hat. Dieser eine Satz kann dann zu einem schlimmen Streit eskalieren, weil der alte, wieder aufkeimende Schmerz des Mannes sein Verhalten bestimmt. In solchen Situationen wird dann mit Rechtfertigungen, Vorwürfen und Beleidigungen um sich geworfen, ohne auch nur ansatzweise zu einer Lösung kommen zu wollen oder können.

Der Grund für dieses Verhalten ist ebenfalls in unserem Gehirn verankert: Evolutionsbedingt scannt unser Gehirn permanent seine Umgebung. Wir nehmen das nicht wirklich wahr, das Gehirn ist aber ununterbrochen auf der Suche nach Gefahr. Es ordnet dabei seine Umgebung in drei mögliche Kategorien:

  • Entspannung - keine Lebensgefahr, soziale Kontaktphase
  • Gefahr - Kampf oder Flucht
  • Lebensgefahr - Totstellen, Resignation

Gesunde Selbsteinschätzung bedingt gesundes Miteinander

Ist unser Gehirn in einem entspannten Zustand, sind wir in der Lage, sozial zu agieren, witzig zu sein, oder "die Seele baumeln zu lassen". Hier spielen Gefühle und Emotionen eine große Rolle. Wird ein Mensch getriggert, erkennt das Gehirn die Situation als Gefahr und schaltet in einen Defensivmodus. Es entscheidet hierbei blitzschnell, zu kämpfen, oder zu flüchten. Für beide Situationen macht sich das Nervensystem bereit, indem es die Muskeln anspannt, den Blutdruck erhöht und Adrenalin durch den ganzen Körper jagt. Erkennt das Gehirn eine Situation sogar als lebensgefährlich, tut es das, was man bei Tieren als Totstellen kennt: Die Extremitäten lassen sich nicht mehr bewegen und kann starrt mit aufgerissenen Augen geradeaus. Der Körper hat in diesem Modus gelernt, dass es sich nicht lohnt, zu kämpfen und man besser damit fährt, auszuhalten, oder zu resignieren. Dies ist auch eine Erklärung dafür, warum so viele Menschen in einer toxischen Partnerschaft feststecken und es einfach nicht schaffen, sich zu trennen, obwohl ihnen das Schlechte in der Beziehung vollkommen klar ist.

Sind wir erst einmal getriggert, ist es für echten menschlichen und sozialen Kontakt bereits zu spät. Wir haben keinen unvoreingenommen und nüchternen Blick mehr auf die Situation oder unser Gegenüber. Merken wir also beim nächsten Mal, dass Wut, Enttäuschung oder Missgunst in uns aufsteigt, sollten wir innehalten und erstmal zur Ruhe kommen. Dies kann passieren, indem man in seiner Partnerschaft eine Art Codewort einführt, das dem anderen ohne große weitere Erklärungen zu verstehen gibt, dass Abstand und Zeit erforderlich sind, um auf Augenhöhe und lösungsorientiert miteinander sprechen zu können. Wird man sich seiner eigenen negativen Glaubenssätze bewusst, schaffen wir es, unser Gehirn davon zu überzeugen, dass Sätze wie "Räumst du noch die Spülmaschine aus?" nicht gefährlich sind, und wir nicht kämpfen oder flüchten müssen. Nur so ist eine echte Konfliktlösung möglich und sinnvoll.

Manchmal ist ein Konflikt so eingefahren, dass die Sicht von Außen den nötigen Perspektivwechsel bringen kann. Dafür können Sie sich gerne zu einer Einzel-/Paarberatung an uns wenden.

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